Montag, 4. Oktober 2010

20 Grad Temperaturdifferenz zwischen West und Ost

Hallo,

während in Hohenems bei einer Höchsttemperatur von 28 Grad schon wehmütige Erinnerungen an den vergangenen Sommer wachwerden, hat es im Waldviertel im wunderschönen Karlstift zur selben Zeit, um 14 Uhr Nachmittags einen ziemlichen Zapfen: 7,8 Grad.

Es gibt nur ein Phänomen in Österreich, das neben einer Kaltfront mächtig genug ist um zu solch krassen Differenzen zu führen.


Richtig, der Hochnebel. Es gibt aber einen weiteren *Täter* oder *Kollaborateur* den man nicht unerwähnt lassen sollte, den Föhn. Der geht im Westen nämlich in einigen Tälern ganz ordentlich.

Beide zusammen führen zu einer Temperaturverteilung um 14 Uhr wie folgt:



Und zu der folgenden gefühlten Temperaturverteilung:



Die Ausgangssituation für das Föhnerl ist klassisch:


Über Westeuropa liegt ein Frontensystem mit einer Tiefneubildung über Frankreich, das Tief zieht nach Südosten gen Mittelmeer. Im übrigen war ich, wenn man das Tief mit Kern südlich von Island betrachtet, bei der Frontenlegung nicht, wie man vielleicht annehmen möchte, besoffen. Östlich von Grönland liegt tatsächlich eine nach Süden gerichtete Warmfront. das Tief ist derart entwickelt, das an seiner Nordseite schon wärmere Luft zirkuliert als an seiner Südseite.

In den USA bezeichnet man so eine Warmfront als Backdoor-Warmfront. Sieht zwar eigenartig aus, kann man aber anhand der Entwicklung der letzten 72 Stunden gut nachvollziehen:




Jedenfalls, zurück zum Wetter in Österreich. Diese hohen Werte im Westen sind jetzt nicht sonderlich ungewöhnlich, wäre nicht der Hochnebel im Osten würden die Differenzen nicht ganz so krass ausfallen.

Die höchsten Windböen im Tal traten bisher mit gut 90 km/h in Innsbruck auf...





Auffällig, dass Innsbruck im Gegensatz zum Rheintal bei *nur* 22 Grad dahinkrebst, aber für den Kenner ist das ja nicht sonderlich verwunderlich. Über den tiefen Brennereinschnitt drückt's halt wieder mal potentiell kältere Luft aus Südtirol drüber, während die Pässe des Alpenrheins zu hoch sind und die kühlere Totluft im Süden dort nicht drüber kann. So kommt dem Rheintal die reine Höhenwarmluft zu Gute.

Das ganze war wiederum recht gut vorhersagbar:

Die Vorhersage der relativen Sonnenintensität um 14 Uhr:



Die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen:



Und die tatsächliche gemessene Sonnenscheindauer in Minuten zwischen 13 und 14 Uhr:



Morgen wandert dann südlich von Österreich das angesprochene Tief durch, der Druckgradient quer über die Alpen verschwindet und morgen wird vom Föhn nichts mehr übrig sein. Der Osten hingegen behält seinen lebhaften Südostwind und die überaus treue Hochnebeldecke. Manchmal ist Treue nervig.

Lg

Manfred

2 Kommentare:

  1. Sehr verständlich erläutert (danke) - trotzdem ... als Bewohnerin des Ostens find ich die Lage frustig.
    LG
    Sabine

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  2. Ich finde auch, dass es sehr schön und verständlich ausgeführt ist.
    Hier im Sterischen Ennstal hat man zwar nicht so stakre Fönauswirkung wie im Westen oder im Salzkammergut, aber für sonniges wirklich wunderschönes Herbstwetter bei Temp. knapp über 20°C reicht es allemal.

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !