Freitag, 16. Juli 2010

Unwetter am 15.7 - Ring of Fire

Hallo,

den Ring of Fire entlehne ich dem Kommentar einer Leserin, da ich den Begriff zur Beschreibung der gestrigen Unwetter über der Osthälfte Österreichs als sehr trefflich erachte ;)

Wir vor allem einige Oberösterreicher, Niederösterreicher, Steirer, Wiener und Burgenländer feststellen konnten, gibt es sie noch. Gewitter. Die Situation gestaltete sich gestern derart, dass es am Nachmittag zunächst mit Gewittern in Teilen der Steiermark losging, und die ganze Sache bis zum späten Abend zum blitztechnischen und regentechnischen Inferno anwuchs.

Hier alle Entladungen am 15.7:



Zum Beginn der Gewittertätigkeit waren alle Voraussetzungen zur Bildung verbreiteter schwere Gewitter gegeben:


Die Temperaturen:



Die feuchte statische Energie in den bodennahen Schichten:



Man beachte die extremen Werte der äquivalentpotentiellen Temperatur, auch gewitterfutter gennant mit Werten über 70° C

Und auch die ganze Atmosphäre war labil geschichtet:




Was sich in einem hohen theoretischen Gewitterrisiko widerspiegelt:


Nun den Aufbau des "Ring of fire" im zeitlichen Ablauf:


15z


 16z

 
17z


1730z


18z


1830z


19z


1930z


20z


2030z


21z


2130z



Zusammengefasst sieht das in Textform so aus. Zunächst ist da die Steirerin, dann geht es über dem Waldviertel los, dann nördlich von Wien, dann im südlichen Wiener Becken, dann bildet sich eine Linie von Gewittern über Oberösterreich und aus all diesen Zellkomplexen formiert sich ein Ring zentriert über dem südlichen Wienerwald, dem Auge des Komplexes.


Dabei geschehen beachtenswerte Dinge, wie z.B dass Gewitter ihre Richtung um 180 Grad änderten. Schauen wir uns das Gewitter nördlich von Wien an. Zunächst wabert es nach Nordwesten, trifft auf die Waldviertelzellen und wabert unter Verstärkung auf einmal wieder nach Wien rein und überquert die Stadt um schlußendlich Harald Serafin die Premiere zu versalzen.

Wir haben im Met-Office folgende Theorie dafür aufgestellt....

In der Höhe wehte Westwind, die Ambossschirme werden also nach Osten ausgeweht und schatten ab. Neubildungen finden also mit der tiefstehenden Sonne tendenziell an der Westflanke statt, somit wandert alles zunächst nach Westen. Nach Wegfall der Sonnenstrahlung wird die Neubildung am Rand von Komplexen dann zunehmend ausflußgetrieben, und somit setzt Südostverlagerung ein.

Man sieht das auch am Verhalten der Steirerin.. erst nach Westen, mit Einbruch der Dunkelheit dann Verlagerung nach Südosten.

Bleibt noch die Frage, warum es im Auge des Ringes, also über dem südlichen Wienerwald nicht zur Auslöse reichte. Die Sache ist.. ich weiß es nicht 100%-ig. Ich sehe keinen Grund dafür in den Bodendaten, noch in den Höhendaten... aber es musste etwas geben, denn die Modelle hatten es annähernd richtig prognostiziert, wie die Niederschlagsprognose für 21Z eindrücklich zeigt:

Auch in der Simulation kommt das Auge gut heraus, es steckt also mehr als Zufall dahinter.

Meine Vermutung, warum im Zentrum des Auges die Konvektion unterdrück wurde liegt in der Vorgeschichte des Nachmittags. Bereits um Mittag enstand am Wechsel eine Gewitterzelle, die einen vertikal mächtigen, die Sonne abschattenden Amboß nach Norden schob, ziemlich genau über die später trocken bleibende Region.


Dort war es am Nachmittag dann dem entsprechend bodennah kühler:


Und ein bissl geregnet hat es aus dem Eisschirm auch. Als dann am frühen Abend rundherum die Zellen explodierten kann man sich dann leicht ausmalen, frei nach dem Prinzip *What goes up must come down* dass genau in diesem Gebiet massives Absinken aufgrund der anderen Zellen herrschte und erst recht keine Gewitter mehr ausgelöst werden konnten.

Das wird durch den SatLoop von 11-19Z untermauert :




Ein extrem interessanter Tag, für die Meteorologen, weniger für Feuerwehr und Betroffene....  Zellen, die mehr als nur Haken schlagen, sondern auf dem Stand umdrehen, Sonne, die zieht, Wind, der schiebt....

Lg

Manfred

4 Kommentare:

  1. Hallo Manfred! Mit einem Gewitter hätte ich gestern im Bezirk Mattersburg nicht mehr gerechnet, da es ab 13 Uhr MESZ bis Sonnenuntergang Abschattung gab und keine einzige Wolke in den unteren Schichten aufgetreten ist. Erst um 21 Uhr gab es Anzeichen dass sich was tut: der Wind hat plötzlich auf Süd gedreht und erste Aufwindfelder sind entstanden, zunächst zw. Mattersburg und ca. Neufeld, dann zunehmend über der Buckligen Welt. Knapp vor 22 gab es dann die ersten Blitze...
    lg
    Markus

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  2. hallo manfred, danke für die Mühe, "meinen" ring of fire" so detailliert zu erklären.
    Vieles erläutert meine Beobachtungen der Waldviertelzelle(n). Vor allem diese 180° Kehrtwendungen waren interessant, wobei bereits in der Entstehung am Nachmittag die unteren u somit kleineren Quellwolken eher Ri O (u unten drunter)zogen, die bereits größeren u höheren Ri W sich oben drüber schoben.

    Ach ja, Hellsehen kann ich nicht, wollt nur nicht zu lange auf eine Erklärung warten :),
    solange es eben frisch in meinem Kopf ist.
    Hab keine Photos machen können u auch Sat-Bilder nicht abgespeichert.

    Nochmals Danke u einen ruhigen heutigen Abend, morgen soll es ja wiederum heftig werden.

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  3. für heute würden sich die geneigten Tiroler und Tirolerinnen über ein paar Radarbilder zur Innsbruckerin freuen. Wann die Altstadt Innsbrucks zuletzt gewitterbedingt unter Wasser stand, vermag ich nicht zu sagen. Das Hochwasser 2005 hatte es jedenfalls nicht geschafft.

    Gruß aus dem 50 l/m²-Dorf,
    Felix

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