Mittwoch, 3. Februar 2010

*Neidvolle* Blicke nach Nordwesten

Hallo zu später Stund,

Die Österreicherin und der Österreicher haben bisweilen ein leicht schwieriges Verhältnis zu ihren deutschen Kollegen, sei es sprachlich, sportlich oder überhaupt irgendwie motiviert.

Neben Cordoba und dem Schisport war es unter den Meteorologen oft das Wetter, an das man sich zur Unterstützung des dezenten Nationalstolzes klammern konnte.... mehr Sonne, mehr Regen, schwerere Gewitter, stärkere Böen und mehr Schnee. Cordoba ist lange her und auch beim Winterwetter mussten und werden wir gegenüber Deutschland heuer wahrscheinlich verlieren, und damit zur mittelfristigen Wettervorschau für den Europa und den Alpenraum.

Die Ausgangssituation zu beschreiben bringt mich in ein fachliches und sprachliches Dilemma, weil frei nach Fred Sinowatz, Gott hab ihn selig, alles sehr kompliziert ist. Es geschieht zu viel wichtiges zu schnell und räumlich zu eng beinander, als dann man eine schöne Kausalitätskette aufbauen könnte, aber probier mas halt.

Das heutige Schnee- und Regentief verendet in den kommenden Stunden über Nordeuropa und die Wamfront eines Tiefs über Irland überquert uns unter Abschwächung nach Nordosten hin, bildet dort aber eine markante Luftmassenfrenze zwischen polarer Kaltluft im Nordosten und atlantischer Warmluft im Südwesten der Alpen. Ein sich aus Westsibirien langsam westwärts schiebendes Hoch verhindert, dass die Warmluft wesentlich weiter nach Nordosten vorankommt und schlussendlich stagniert die Warmfront über dem Baltikum.

Der Höhentiefrest, vornehmlich aus Kaltluft bestehend, des heutigen Tiefs wandert an der Vorderseite des atlantischen Tiefdruckkomplexes über Schweden und Norwegen nach Norden, er wird uns aber noch weiter beschäftigen ....

Die damit eintretende Blockadesituation über Nord und Nordosteuropa verhindert, dass der nächste atlantische Tiefsausläufer direkt über Mitteleuropa nach Osten marschiert, er wird nach Südenab gedrückt und induziert dort über dem nördlichen Mittelmeer eine neue Tiefbildung. Diese Zyklogenese wird uns den Freitag und Samstag in Österreich etwas verregnen und verschneien. Dieses Tief wandert zum Sonntag hin nach Osten ab und Österreich gerät demnach in eine nicht allzu kalte nördliche Höhenströmung, bodennah kommen aber wieder kontinentale Luftmassen zu Bedeutung.

Nun der interessante Prozess über Skandinavien. Das alte (heutige) Höhentief bekommt dort zu Wochenbeginn einen Nachschub an kalter Luft, zudem sorgt das Strahlungsdefizit nörldich des Polarkreises dafür, dass der Kaltluftpool dort weiter anwächst und nach Süden ausbricht, eine Pendelbewegung. Gleichzeitig herrscht am Atlantik weiterhin sehr rege Tiefdrucktätigkeit mit gegen Europa stürmender Warmluft...

Wir stellen uns das nochmal vor: Aus Skandinavien bewegt sich ein Kaltluftkörper nach Süden, vom Ostatlantik drängt warme Luft nach Osten. Irgendwo über dem Nordwesten des Kontinents kommt es also Richtung Wochenmitte zu einer massiven Verschärfung der Gradienten zwischen diesen Luftmassen... und es wird nicht bei Österreich sein.

Was sich dann normalerweise bildet ist eine Strasse von Tiefs, die vom Ärmelkanal über die Mitte Deutschlands nach Osten ziehen, mit Kaltluft im Norden der Tiefkerne, dort Schneefall und eisiger Ostwind und milder Luft südlich der Kerne, dort Regen und mehr an den Frühling erinnernder Winnterung. Wir Mets nennen das südliche Westlage. Eine südliche Westlage war für eine der schwersten Schnee- und Eiskatastrophen in Norddeutschland zum Jahreswechsel 1978/1979 verantwortlich.

Interessant ist, dass diese komplexe Entwicklung von EZ und GFS mit jeweils etwas anderer Ausprägung in den aktuellen Läufen gestützt wird und auch nicht zum ersten Mal in den Modellsimulationen auftaucht.

Die südliche Westlage dieser Art ist quasi eine logische Konsequenz von Kaltlufttropfen, die von Skandinavien Richtung nördliches und westliches Mitteleuropa ziehen, und die tatsächliche Entwicklung nächste Woche wird von diesem Kaltlufttropfen in entscheidender Weise geprägt.

Und sollte diese Simulation auch nur annähernd der Wahrhheit entsprechen, bekommt irgendein Teil des Nordens Deutschlands wieder eine massive Portion Schnee... während ich für Österreich weit und breit keine Chancen sehe...


Die Kausalität zusammengefasst:

Der Ostatlantik bleibt sehr aktiv
Die Kälte hält sich über Nordosteuropa
Das heutige Tief wird über dem Norden Skandinaviens frisch aufgetankt und nach Süden zurück geschickt
All das führt zur Verschärfung der Temperaturgegensätze zwischen einem milden Südwesten und einem kalten Norden .. und die Grenze wird wahrscheinlich irgendwo über dem nörldichen Mitteleuropa liegen

(Das ganze ist hochspekulativ, aber durch Modelle und Ensembles gestützt)

Andere mögliche Varianten:

Der Kaltlufttropfen geht weiter nach Süden Richtung Südfrankreich: Resulat: kräftige Genuatiefbildung)

oder: der Kaltlufttropfen kommt von Skandinavien nicht wieder herunter: Generell milde Südwestlage

Alle 3 Varianten bedeuten für Österreichs vergleichsweise mildes und nur entfernt an den Winter erinnerndes Wetter.

Mal schauen, vielleicht kann man das Ganze morgen schon etwas definitiver fest machen..

Lg

Manfred

2 Kommentare:

  1. EZ 12z sieht in der erweiterten Mittelfrist etwas freundlicher für Österreich aus.

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  2. der genueser hat aber auch dort eine blöde vorgeschichte...

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !